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Peter Brötzmann – „Glauben an das, was man tut“

    Datum: 10´11 |
    Quelle: JAZZPODIUM |
    Autorin: Gudrun Endress |
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    Gudrun Endress

    Es hängt auch damit zusammen, dass Musiker, die eine Free-Jazz-Periode hatten, Sturm und Drang durchlebten, weicher und weich gespülter wurden.
    Sie spielen heute Melodien und sind recht konventionell. 

    Peter Brötzmann

    Man muss schon an das glauben, was man tut.
    Man kann auch als Musiker nicht unbedingt sagen: wenn es mir zu anstrengend wird, dann mache ich etwas anderes. Das vermisse ich ja auch bei den jüngeren Generation, dass die aus der Historie der Jazzmusik überhaupt nichts lerner.

    Jazzmusik in meinen Augen war immer geprägt von Persönlichkeiten, gar nicht mal von Stilen. Es gab ja auch kein Problem, wenn Coleman Hakins mit Sonny Rollins spielt. Es ging um die Leute, um die Menschen. Oder ob es Coltrane, Ellington oder Armstrong waren, das waren Persönlichkeiten, darum ging es. Die haben ihr Leben lang mit der einen Geschichte zugebracht. Und Elington z.B. Hat 50%, 60% Prozent seiner Leute sein ganzes Leben lang mit sich herum geschleppt.

    Es geht um Kontinuität, man kann nicht, weil man irgendwann mal müde wird, sagen: Da spiel ich doch lieber ei paar nette Melodien und freue mich daran. Das ist nicht der Sinn der Sache.

    Thelonious Monk hat einen Riesennamen hier in Europa gehabt, er hat am Ende seines Lebens aber nichts zum Fressen gehabt. Es geht aber um diese Kontinuität, diesem Ziel ein bisschen näher zu kommen, das man irgendwie ga nicht mal klar formulieren kann. Aber sagen wir Erfüllung zu finden oder dem nahe zu kommen.

    Heutzutage werden die Stile gewechselt wie die Hemden und das ist nicht der Sinn der Sache, das ist auch der Tod jeder Musik.  

    Anmerkung: fRANK bERZIK | Datum: 11´12 |

    Der o.A. Interview-Auszug wurde nicht willkürlich gewählt. Peter brachte ein Phänomen, dass auch ich zunehmend in meinem Umfeld der Frei Improvisierten Musik-Szene erkenne, auf den Punkt.

    Es wird immer seltener, vollkommen Freie Musikklänge und -strukturen zu erleben. Die Bereitschaft Risiken einzugehen, ohne Netz und doppelten Boden, Klang-, Harmonie- und Strukturforschungen mit allen Konsequenzen zu betreiben, schwindet.
    Offene Session driften zunehmend in Jazz-, Rock- und Bluesorientierte Strukturen/Pattern ab.

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